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04 | 12 | 2024
Rojava PDF Drucken
Donnerstag, den 22. Februar 2018 um 07:08 Uhr

Die Demokratische Föderation Nordsyrien, „Rojava“, darf nicht zerstört werden!

Wir kommen hiermit der Bitte von Rainer Dyckerhoff nach und veröffentlichen seine engagierte Meinungsäußerung.

Im Norden von Syrien ist z.Zt. ein einzigartiges und zukunftsweisendes Projekt für das Zusammenleben der verschiedenen Völker in großer Gefahr: Es wird von der Türkei durch Präsident Erdogan angegriffen, und zwar im Moment zunächst (und vielleicht als Testballon) die Provinz Efrin mit der Stadt Afrin im Nordwesten von Syrien. Dies wird in den offiziellen Nachrichten bisher leider überhaupt nicht wirklich thematisiert; immer ist nur von den Kämpfen der Türkei gegen die Selbstverteidigungseinheiten YPG/YPJ der Kurden die Rede. Der Angriff der Türkei wird bisher kaum beachtet und kaum kritisiert von Presse und Politik.

So kann Erdogan ohne Widerstand, - unter dem Vorwand von angeblichem „Terrorismus“ und der Wiederansiedlung von geflüchteten Syrern -, auch hier wieder die von ihm gehassten Kurden jagen. Dabei bedient er sich sogar sunnitischer Rebellen, die sonst von der syrischen Führung überall bekämpft werden.

Mit ihrer Hilfe dringt die türkische Armee ungestraft und eindeutig völkerrechtswidrig mit Gewalt auf syrisches Staatsgebiet vor und will mutwillig und bewusst ein im ganzen Nahen Osten einzigartiges demokratisch-föderales und weitgehend friedvolles Zusammenleben der Menschen zerstören, das die Kurden in Nordsyrien in den letzten Jahren aufgebaut haben, nachdem sie(!) das Gebiet und die Bevölkerung von den Terroristen des sog. Islamischen Staates (IS) befreit haben. Dafür wurden sie u.a. von den USA unterstützt, -- und nun lässt man sie fallen!?

Die Menschen im Norden und Nordosten von Syrien nennen ihre Demokratische Föderation Nordsyrien „Rojava“. Was hier durch die Türkei zur Vernichtung ansteht, das ist unter großen Anstrengungen und Opfern in nunmehr 5 Jahren entstanden. Hier haben die Völker der Region zu einem gemeinsamen Leben gefunden, jenseits von Nationalismus, religiösem Sektierertum und staatlicher und internationaler Bevormundung, basierend auf den Prinzipien von Frauenbefreiung, Ökologie, basisdemokratischen Strukturen (Räte-Verwaltung) und kommunaler Ökonomie. Besonders die Frauenorganisierung ist anscheinend eine Garantie für den Erfolg der Entwicklung von „Rojava“.

Präsident Erdogan soll angekündigt haben, dass die Besatzung der Provinz Efrin nur der erste Schritt eines Vernichtungsfeldzuges gegen ganz „Rojava“ in Nordsyrien sein wird. Das kann und darf doch nicht wahr sein! Dieses erstaunliche Projekt der syrischen Nordprovinzen wird es schon schwer genug haben zu bestehen und eine Chance zu bekommen, wenn das syrische Regime mit Präsident Assad erst mal wieder fest im Sattel sitzt. Wenn Erdogan auch noch seine gewünschte Panzerfabrik bekommen sollte, dann ist alles zu spät und er wird zu einem wirklichen Despoten werden. Bitte werde auch Du, bitte werden auch Sie aktiv in dieser Sache, z.B.  insbesondere durch Kontaktaufnahme zu den örtlichen Bundestagsabgeordneten.