Myungjin Moon verweigerte aus pazifistischen Gründen und war 2011 und 2012 inhaftiert. Sein Fall wurde von Amnesty International aufgegriffen. Er arbeitet derzeit bei Deul, einem Zentrum für Menschenrechtsausbildung in Seoul.
Yeo-ok Yang ist seit 2006 Friedensaktivistin und derzeit tätig im Koordinationsteam von World Without War. Sie ist dort insbesondere verantwortlich für die Arbeit zur Kriegsdienstverweigerung.
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Militarismus und schlechte Menschenrechtslage werden verkannt
Südkorea spielt in den deutschen Medien derzeit nur eine untergeordnete Rolle. Ein deutlicher Beleg für die schlechte Menschenrechtlage ist die Tatsache, dass Südkorea das Land mit der höchsten Zahl von inhaftierten Kriegsdienstverweigerern ist, denn 700 von ihnen sitzen im Gefängnis. Insgesamt wurden seit 1945 etwa 20.000 Verweigerer inhaftiert. In einem militaristischen und hochgerüsteten Land wie Südkorea sind Verweigerer weitgehend geächtet.
Derartige Fakten und Zahlen präsentierten Yeo-ok Yang und Myungin Moon in ihrem Vortrag. Myungin hat am eigenen Leib erfahren, welche schlimmen Konsequenzen es hat, wenn man sich weigert, Militärdienst in der 640.000 Soldaten umfassenden Armee zu leisten. Eineinhalb Jahre saß er dafür hinter Gittern, was außerdem täglich zwölf Stunden Arbeit bedeutete.
Doch auch verbalen Angriffen und Verdächtigungen und Verunglimpfungen sind KDV in Südkorea ausgesetzt. In einem Land, in welchem die Regierung begierig darauf bedacht ist jedes neue Waffensystem zu beschaffen. Nationalismus und Antikommunismus äußern sich so, dass jeden Monat zivile Verteidigungsübungen stattfinden, oder Anzeigen in U-Bahn-Stationen die Menschen ermutigen Spionageaktivitäten oder linke Kriminelle zu melden.
Krieg und Militärdiktatur prägen Südkorea In ihrem mit anschaulichen Grafiken unterfütterten Vortrag erinnerte Yeo-ok daran, dass in Korea von 1950 bis 1953 Krieg geführt wurde, der das Land physisch und psychisch schwer schädigte und es teilte. 1961 putsche sich das Militär an die Macht und etablierte eine Militärdiktatur. Erst 1987 schaffte es die Demokratisierungs-bewegung, dass die Militärjunta in Folge der Juniaufstände abtreten musste.
Yeo-ok und Myungin engagieren sich bei „World without war“ (Welt ohne Krieg). Diese Organisation setzt sich für Kriegsdienstverweigerer ein. Einer ihrer Erfolge ist es, dass sie deutlich machen konnte, dass nicht nur Zeugen Jehovas den Kriegsdienst verweigern. Es gibt nämlich auch Menshenn die den Militärdienst aus religiösen, pazifistischen, ökologischen oder feministischen Gründe verweigern. Yeo-ok beschrieb, dass sich World without war auch gegen Kriegsprofiteure engagiert, die es hervorragend verstehen, den Konflikt mit Nordkorea für Aufrüstung und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
UN-Menschenrechtskomitee kritisiert Südkorea Indem die südkoreanische Regierung KDV mit Gefängnis verfolgt, verstößt sie gegen Artikel 18 des „Internationalen Paktes für bürgerliche und politische Rechte“, der die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit garantiert. Das UN-Menschenrechtskomitee hat Südkorea dafür schon mehrfach kritisiert.
Nach den eindrucksvollen Vorträgen schloss sich eine Fragerunde, die die 15 Besucher*innen intensiv nutzten. Otto Reger von der DFG-VK und Gregory Rabus vom Mennonitischen Friedenskomitee, die den Abend zusammen mit dem Friedensplenum Mannheim, organsierten, dankten Connection e.V. und den anderen Organisationen, dass sie die Rundreise mit den sympathischen Pazifisten und Antimilitaristen aus Südkorea möglich gemacht haben.
Rüstungsexport nach Südkorea Am Ende der Veranstaltung wurde auch die Hoffnung geäußert, dass die Informationsreise durch acht deutsche Städte dazu beitragen kann, über die Lage der Kriegsdienstverweigerer in Südkorea und den Verstoß gegen die Menschenrechte aufzuklären. Dabei wurde auch kritisiert, dass zur Aufrüstung Südkoreas deutsche Rüstungsexporte wie etwa U-Boote eine wichtige Rolle spielen. Wenn die Bundesregierung ihre Politischen Grundsätze zum Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern ernst nehmen würde, dürfte sie Waffenlieferungen nach Südkorea nicht genehmigen nicht nur wegen der Menschenrechtslage, sondern auch weil sich Nord- und Südkorea waffenstarrend gegenüber stehen.
Information zur Bekanntmachung der Veranstaltung
Südkorea: 700 Kriegsdienstverweigerer in Haft
Südkorea ist eine wirtschaftliche Macht in Ostasien und Verbündeter der USA. Die seit Ende des Koreakrieges 1953 bestehenden Spannungen mit Nordkorea benutzt die südkoreanische Regierung, um die Militarisierung und ein striktes Militärsystem aufrecht zu erhalten. Das Land hält bei 50 Millionen Einwohnern eine Armee von 685.000 Männern und Frauen und hat damit die fünftgrößte Armee der Welt. Alle Männer sind militärdienstpflichtig und müssen zwischen 21 und 24 Monaten Dienst in der Armee ableisten. Es gibt kein Recht auf Kriegsdienstverweigerung.
Alle, die die Militarisierung in Korea in Frage stellen, zahlen einen hohen Preis. So werden Kriegsdienstverweigerer in aller Regel zu 18 Monaten Haft verurteilt und in der Gesellschaft diskriminiert. „Zwischen 2004 und 2012 waren durchschnittlich mehr als 660 Verweigerer in Haft,“ berichtete im September 2014 der mennonitische Pastor Kyong-Jung Kim. „Damit ist Südkorea der Staat, in dem die meisten Kriegsdienstverweigerer überhaupt inhaftiert sind.“ Mehr Info bei Connection e.V.: http://www.connection-ev.org/article-2093
Die Veranstaltung in Mannheim ist Teil einer Rundreise in mehreren Städten, die von Connection e.V., Deutsche Ostasienmission DOAM) und dem Bildungswerk der DFG-VK Hessen e.V. organisiert wird.
Veranstalter in Mannheim
- Mennonitisches Friedensnetzwerk
- Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
- Friedensplenum Mannheim
Jugendkulturzentrum FORUM Neckarpromenade 46, 68167 Mannheim Straßenbahnhaltestelle “Schafweide” Linie 4 (Achtung: wegen Bauarbeiten möglicherweise Bus statt Straßenbahn).
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